Nach dem Schulabschluss gibt es für Jugendliche in Österreich unterschiedliche Möglichkeiten, wenn es um das Thema Ausbildung geht. Das gilt auch für Behinderte: Jugendliche und Schulabsolventen mit Lernschwierigkeiten, körperlichen Einschränkungen oder anderweitigen Behinderungen können ebenfalls eine fundierte Ausbildung erhalten – und darüber hinaus mitunter sogar noch Förderungen in Anspruch nehmen. Welche Möglichkeiten und Wege es hierfür gibt, stellen wir nachfolgend genauer vor.
Inhalt
Barrierefreies Lernen: Auch für Jugendliche mit Behinderung kein Problem
Sich für einen beruflichen Weg nach der Schule zu entscheiden fällt vielen österreichischen Absolventen nicht leicht – egal, ob nach der Hauptschule, KMS oder der Matura. Heranwachsende setzen sich mit ihren Wünschen, Zielen und Interessen genauer auseinander und müssen für sich selbst definieren, welche Zukunft sie anstreben. Innerhalb Österreichs gibt es auch für Jugendliche mit Behinderungen oder Lernschwierigkeiten Möglichkeiten und noch dazu Förderungen, die eine hilfreiche Unterstützung darstellen können. Dazu zählen vor allem:
- Jugendcoaching
- Die integrative Berufsausbildung
- Lehrstellenförderung
- Assistenz/Betreuung während der Berufsausbildung
Jugendcoaching
Wer nach der Schule ins Berufsleben starten möchte, kann das natürlich trotz chronischer Erkrankungen oder Behinderungen tun – hier gibt es spezielle Jugendcoachings zur Unterstützung. Diese werden kostenlos für junge Menschen angeboten, um ihnen den Einstieg in den österreichischen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Zum Angebot gehören unter anderem eine umfassende berufliche Beratung sowie auch eine Begleitung während der Ausbildung. Organisiert werden diese Coachings vom Sozialministerium Österreich sowie von den jeweiligen Schulen selbst.
Integrative Berufsausbildung in Österreich
Junge Menschen mit Behinderungen oder anderen Einschränkungen benötigen mitunter Adaptionen bezüglich der Ausbildungsinhalte oder auch mehr Zeit, um ihre Abschlussprüfungen erfolgreich zu bestehen. Die Integrative Ausbildung – kurz genannt IBA – erhöht die Chancen eines erfolgreichen Berufsabschlusses, indem sie für Jugendliche mit Behinderung optimale Bedingungen schafft und sie auf ihrem Weg unterstützt. So kann im Rahmen der Integrativen Berufsausbildung in Österreich beispielsweise eine Teilqualifizierungslehre oder auch eine um eine gewisse Zeit verlängerte Lehre absolviert werden. Ob man dafür selbst in Frage kommt, wird dabei vom Sozialministeriumsservice individuell geprüft.
Lehrstellenförderung
Jugendliche bis zu einem Alter von maximal 19 Jahren, welche aufgrund einer Behinderung, körperlichen Einschränkung oder auch Lernschwierigkeiten schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben oder auch eine Integrative Berufsausbildung absolvieren, sind in vielen Fällen zu einer Lehrstellenförderung vom österreichischen AMS (Arbeitsmarktservice) berechtigt.
Wichtig: Um diese Förderung zu erhalten, ist ein vorab geführtes Beratungsgespräch zwischen dem Arbeitgeber und dem Arbeitsmarktservice erforderlich. So muss die Förderung also zwingend vor dem Beginn der Ausbildung beantragt werden – die Dauer der Förderung kann die gesamte Ausbildungsdauer abdecken.
Assistenz während der Berufsausbildung
In Österreich gibt es spezielle Assistentinnen und Assistenten, die benachteiligte Jugendliche vor, während und auch nach einer integrativen Ausbildung betreuen. Sie stellen in der gesamten Ausbildungszeit einen kompetenten und hilfreichen Ansprechpartner bei allen auftretenden Fragen dar und übernehmen darüber hinaus auch die Kommunikation zwischen Ausbildungsstelle und dem Auszubildenden, sollte es einmal zu Problemen kommen. Ein Assistent kann behinderte Jugendliche selbstverständlich auch mit in die Berufsschule oder an den Ausbildungsplatz begleiten, falls dies erforderlich oder gewünscht ist.
Die Integrative Berufsausbildung – was ist das genau?
Jugendliche mit Behinderungen oder Lernschwierigkeiten, welche körperlich oder geistig nicht dazu in der Lage sind, eine normale Ausbildung zu absolvieren, haben mit einer Integrativen Berufsausbildung die Option, eine verlängerte Ausbildung zu durchlaufen. Hier wird die reguläre Dauer der Lehre normalerweise um ein weiteres Jahr verlängert – nur in Ausnahmefällen ist noch ein zusätzliches Jahr erforderlich. Dieses Modell bietet sich für Jugendliche an, welche grundsätzlich eine ganze Lehre absolvieren können, aber etwas mehr Zeit für den Lernstoff benötigen. Die Abschlussprüfung wird dann am Ende gemeinsam mit allen anderen Lehrlingen ganz normal abgelegt.
Eine weitere Option ist die sogenannte Teilqualifizierungslehre, bei der nur einzelne Bestandteile der Ausbildung vermittelt werden – diese legt man vorher gemeinsam fest. Die Dauer der Lehre hängt von der individuellen Eignung des Jugendlichen ab und kann zwischen einem und drei Jahren betragen. Am Ende wird eine Abschlussprüfung abgelegt, in der die erlernten Themen behandelt werden. Nach dem erfolgreichen Bestehen erhält der Lehrling dann auch ein offizielles Zertifikat über seine abgeschlossene Ausbildung, welches auch die österreichische Wirtschaftskammer anerkennt.
Der Fonds Soziales Wien und seine Ziele
Jeder Mensch, egal, ob behindert oder nicht, möchte eine sinnvolle Tätigkeit ausüben. Um dies auch für benachteiligte Jugendliche auf ihrem Weg in das Berufsleben zu realisieren, wurde der Fonds Soziales Wien ins Leben gerufen. Sein Ziel ist es, Menschen mit Behinderungen bei ihrer Suche nach der richtigen Lehrstelle individuell zu unterstützen. Der FSW fördert die berufliche Integration sowie auch Maßnahmen zur Qualifizierung für einen Lehrberuf. Im Großraum Wien ist das Beratungszentrum Behindertenhilfe hierfür die wichtigste Anlaufstelle: Hier werden Angebote und Fördermöglichkeiten vermittelt und es gibt Hilfestellung bei der Beantragung der Fördergelder sowie auch eine umfassende Beratung zum Thema.
Studieren an der Universität – auch für Behinderte in Österreich möglich?
Österreichische Universitäten bieten behinderten Studierenden immer öfter spezielle Unterstützungsmöglichkeiten an. So sind beispielsweise in Städten wie Wien oder Graz Behindertenbeauftragte im Einsatz, welche die wichtigsten Ansprechpartner bei Fragen oder Problemen im Studium darstellen. Allgemein ist es für Menschen mit Behinderung wichtig, dass möglichst frühzeitig Kontakt zur entsprechenden Universität aufgenommen wird – idealerweise bereits mindestens ein Jahr zuvor. So lässt sich alles rechtzeitig in die Wege leiten.
Weitere Informationen zum Thema Studium mit Behinderung in Österreich:
- Österreichische Hochschüler-Innenschaft – sie bietet eine umfassende Beratung für Studierende mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen an
- Verband der Interessengemeinschaft behinderter Studierender – er beantwortet Fragen zu den Voraussetzungen und Möglichkeiten für Schulabgänger mit Behinderung
- Bundessozialamt – Das Amt bietet Beratung zum Thema individuelle Prüfungen, sollte der Prüfling geistig oder körperlich nicht dazu in der Lage sein, die Prüfung auf normale Weise abzulegen.
Studieren an den Fachhochschulen Österreichs mit Behinderung
Für das Studium an einer Fachhochschule gibt es in Österreich bislang noch keine schuleigenen Beratungsstellen für Studenten mit Behinderungen. Werden besondere Bedürfnisse benötigt, ist in der Regel die Leitung des Studiengangs der erste Ansprechpartner.
Was benötigt wird:
Um zum Studium an einer österreichischen Fachhochschule zugelassen zu werden, müssen Menschen mit Behinderungen genau wie alle anderen Bewerber eine Aufnahmeprüfung bestehen. Zahlreiche Fachhochschulen sind relativ junge Gebäude und häufig barrierefrei gebaut, so dass auch Rollstuhlfahrer keine Probleme haben. Absolventinnen an Fachhochschulen und Universitäten in Österreich können sich zur Unterstützung beim Berufseinstieg nach dem beendeten Studium direkt mit der österreichische Arbeitsvermittlung für Akademiker mit Behinderungen in Verbindung, die in Wien ansässig ist.
Ein berufsbegleitendes Studium ist im Übrigen genauso möglich. Mehr Informationen finden Sie hier in unserer Übersicht.