Ausbildung zum Bergführer: Das müssen Sie wissen

Der Bergsport boomt schon seit mehreren Jahren und wird zunehmend beliebter: Dementsprechend groß ist inzwischen auch der Wunsch vieler Menschen, eine Bergtour zu unternehmen, die von einem erfahrenen, fachkundigen Bergführer/Bergwanderführer organisiert wird. Wer selbst eine Ausbildung zum Bergführer bzw. Bergwanderführer in Österreich absolvieren möchte, sollte wissen, dass die Anforderungen relativ hoch sind. Im Moment deckt die Zahl der Auszubildenden, welche sich für diesen Beruf entscheiden, allerdings keinesfalls die steigende Nachfrage ab.

Die korrekte, rechtlich geschützte Berufsbezeichnung „Berg- und Skiführer“ ist vom österreichischen Gesetzgeber genau vorgeschrieben. Im Jahr 2016 wurde das Konzept dieser Ausbildung in Österreich gründlich überarbeitet: So wird der erste Teil der Ausbildung vom Verband der Österreichischen Berg- und Skiführer organisiert, zu dem auch eine Eignungsprüfung gehört. Wird diese von den Teilnehmern bestanden, folgen insgesamt acht Lehrgänge zu unterschiedlichen, spezifischen Themen.

Die finalen Schritte zum autorisierten Bergführer - im Schnelldurchlauf
Im Anschluss an die Lehrgänge dürfen sich Auszubildende für den sogenannten Anwärterprüfungskurs anmelden, der ebenfalls bestanden werden muss. Der nachfolgende Teil ist die staatliche Ausbildung zum Berg- und Skiführer, welche von der Bundessportakademie Innsbruck durchgeführt wird und etwa ein Jahr in Anspruch nimmt. Anschließend ist man staatlich geprüfter Berg- und Skiführer, muss aber – je nach Gesetz des entsprechenden Bundeslandes – bei der jeweiligen Bezirkshauptmannschaft noch als Berg- und Skiführer autorisiert werden.

 

Voraussetzungen für die Ausbildung

Wer sich in Österreich zum staatlich geprüften Berg- und Skiführer ausbilden lassen möchte, muss sich als Erstes zur Eignungsprüfung anmelden, die vom Verband der Österreichischen Berg- und Skiführer durchgeführt wird und mehrere Voraussetzungen erfordert. Diese sind unter anderem:Mindestalter von 18 Jahren

  • Einwandfreier Konditions- und Gesundheitszustand mit sportmedizinischem Zertifikat, das nicht älter als sechs Monate sein darf
  • Rechtzeitige Beantragung der Zulassung zur Eignungsprüfung, wobei hierbei auch auf den Einsendeschluss geachtet werden muss

 

Zuständige Organisationen im Überblick:

Für den Eignungstest, die acht themenrelevanten Lehrgänge sowie für den Anwärterprüfungskurs ist der Verband der Österreichischen Berg- und Skiführer zuständig.

Wurde dieser erste Teil bestanden und erfolgreich abgeschlossen, wird der restliche Teil – die eigentliche staatliche Ausbildung – an der Bundessportakademie Innsbruck absolviert.

 

Kosten für die Ausbildung

Für jeden Teil der Aufnahmeprüfung fällt in der Regel eine Aufwandsentschädigung von etwa 100 € an. Der achtteilige, themenspezifische Kurs vom Verband der Österreichischen Berg- und Skiführer, der etwa zwei Monate in Anspruch nimmt, kostet rund 4.000 €. In diesen Gebühren sind allerdings bereits auch alle Versicherungen, Kursmaterial, Ausbilderkosten und alles Weitere enthalten. Selbst bezahlen muss der Auszubildende darüber hinaus allerdings auch noch die Anreise, die Unterkunft und Verpflegung und natürlich auch seine eigene Ausrüstung.

Die staatliche Ausbildung zum Berg- und Skiführer an der BSPA Innsbruck ist allerdings kostenfrei – auch hier fallen lediglich jene Kosten an, die man selbst für die Anreise und Unterbringung zu tragen kann.

 

Informationen zum Aufbau der Eignungsprüfung

Generell setzt sich die Eignungsprüfung aus zwei Bestandteilen zusammen – Sommer und Winter. Je Prüfungsteil fallen Kosten von ca. 100 € an. In den Wintermonaten wird die Eignungsprüfung für das Skifahren absolviert – inklusive Auf- und Abstieg sowie auch im Anschluss die Prüfungen Eis und Steileis. Diese nimmt 3-4 Tage in Anspruch.

Hat man den ersten Teil bestanden, kann man anschließend die Eignungsprüfung im Felsbereich angehen, welche sich aus dem Alpin-/Clean-Klettern, Fels Leicht und Sportklettern zusammensetzt.

 

Genaueres dazu:

  • Skifahren – Hier erfolgt der Aufstieg auf rund 1.000 Höhenmeter innerhalb maximal zwei Stunden. Der Teilnehmer ist mit einer vollständigen Skitourenausrüstung ausgestattet. Er fährt Alpinski gemäß des österreichischen Skiplans, dies beinhaltet mehrere lange und kurze Radien, das Fahren auf verschiedenen Schneearten, das Fahren in steilem Gelände sowie auch den Wechsel zwischen verschiedenen Rhythmen.
  • Steileis – Hier klettern die Teilnehmer an vorgesetzten Sicherungshalten senkrecht auf einer Eiskletterroute am Eisfall nach oben (Schwierigkeitsgrad etwa WI 4-5)
  • Eis-Leicht – Hierbei werden unterschiedliche Aufgaben bewältigt und Techniken erlernt. Dazu zählen unter anderem der Auf und Abstieg in einem Gelände mit 40 % Steigung, die Frontalzackentechnik bis zu einer Steigung von 90 % sowie auch die Eckensteintechnik.
  • Sport- und Clean-Klettern – Die Teilnehmer müssen sturzfrei Routen bis VII+ (UIAA) ohne Stürze begehen. Strecken bis zu einem Schwierigkeitsgrad von VI+ werden durch mobil Sicherungsausrüstungen wie Keile selbst von den Teilnehmern abgesichert.
  • Fels-Leicht – Hier sind die Teilnehmer mit steigeisenfestem Schuhwerk ausgestattet und müssen sicher sowie ohne Seil Klettern – bis zum Schwierigkeitsgrad III. Routen bis zum Schwierigkeitsgrad V erfordern Kletterschuhe, welche mit einer profilierten Sohle versehen sind.

 

 

Im Anschluss folgt der insgesamt fast zweimonatige Ausbildungsteil, der sich wie folgt zusammensetzt:

  • Theoriekurs
  • Felskurs I
  • Skitouren
  • Skitechnik I
  • Sportklettern
  • Skihochtouren
  • Eisfallkletten
  • Skitechnik II

 

Wichtig: Die Kurse müssen innerhalb zwei Jahren absolviert und bestanden werden. Mit dem erhaltenen Zertifikat darf dann an der staatlichen Berg- und Skiführerausbildung in Innsbruck begonnen werden.

Dieser startet mit dem Aspiranten-Prüfungskurs und dauert normalerweise 40 Tage.
Er setzt sich aus den folgenden Komponenten zusammen:

  • Freeriden
  • Hochtouren I sowie Anwärterprüfungskurs
  • Hochtouren II
  • Freeriden
  • Theoriekurs II
  • Abschlussprüfung

 

Somit zeigt sich, dass die Ausbildung ein ganzheitlicher, umfassender und intensiver Lehrgang im Bergsport ist und jedem Auszubildenden die vollständige Bandbreite des alpinen Bergsteigend vermittelt – sowohl theoretisch als auch praktisch.
Wer daran interessiert ist, kann nach der erfolgreich bestandenen Abschlussprüfung zum Ski- und Bergführer zusätzlich in einem weiteren Kurs die Befugnis zum IVBV Canyoningführer erlangen.

 

Weitere relevante Informationen zum Thema

Wer sich für die Ausbildung zum Bergführer interessiert, sollte sich im Vorfeld an den jeweiligen Landesverband im eigenen österreichischen Bundesland wenden. Diese bieten nicht nur eine fundierte Beratung an, sondern unterstützen die Teilnehmer auch bei ihrer Vorbereitung zur Eignungsprüfung sowie während der nachfolgenden Kurse.

Grundsätzlich sind alle Bürger der EU dazu befugt, die Ausbildung zum staatlich geprüften Berg- und Skiführer innerhalb Österreichs zu absolvieren. Es ist aus diesem Grund eine wichtige Voraussetzung, dass die Teilnehmer ausreichend gute Sprachkenntnisse in Deutsch besitzen – diese Kenntnisse werden immer wieder überprüft

Zur Abschlussprüfung werden ausschließlich Teilnehmer zugelassen, welche sämtliche

  • Theorieprüfungen
  • praktische Zwischenprüfungen
  • alle weiteren Anforderungen

 

positiv erfüllen. Sofern ein Teilnehmer die erforderlichen Voraussetzung für die Abschlussprüfung nicht erfüllen kann, so muss er den Kurs erneut absolvieren.

 

Nach der Ausbildung

Nach einer erfolgreich absolvierten Ausbildung zum staatlich geprüften Berg- und Skiführer darf sich der Absolvent letzten Endes bei der dafür zuständigen Behörde autorisieren lassen. Erst, wenn dies erfolgt ist, darf er selbstständig Bergwanderungen in alpinem Gelände anbieten und auch führen.

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