Ohne Matura Hebamme studieren in Österreich – Ein umfassender Ratgeber

Die Hebammentätigkeit zählt zu den bedeutsamsten Berufen im Gesundheitswesen. Die Arbeit mit Frauen, Neugeborenen und Familien macht diesen Beruf nicht nur erfüllend, sondern auch äußerst verantwortungsvoll. Doch viele Österreicherinnen fragen sich, ob sie diesen Beruf auch ohne die klassische Hochschulreife (Matura) erlernen können. Die Antwort lautet eindeutig „Ja“! Dieser Artikel zeigt umfassend, welche Möglichkeiten es gibt, in Österreich den Traum einer Hebammenausbildung zu verwirklichen – auch auf alternativen Wegen.

 

1. Was macht den Beruf der Hebamme aus?

Tätigkeiten und Aufgaben

Hebammen sind in nahezu allen Phasen der Mutterschaft involviert. Der Berufsalltag umfasst unter anderem:

  • Während der Schwangerschaft: Vorsorgeuntersuchungen, Durchführung von Beratungsgesprächen, Geburtsvorbereitung.
  • Während der Geburt: Betreuung von Gebärenden, Monitoring von Mutter und Kind, aktive Unterstützung bei der Entbindung.
  • Nach der Geburt: Stillberatung, Betreuung im Wochenbett und Ratschläge zur Säuglingspflege.

 

Eigenschaften, die man als Hebamme mitbringen sollte:

  • Empathie und Geduld: Der sensible Umgang mit Schwangeren ist entscheidend.
  • Belastbarkeit: Die körperlichen und emotionalen Anforderungen sind hoch.
  • Fähigkeit zur Teamarbeit: Zusammenarbeit mit Ärzt*innen und Pflegepersonal.

 

Der Beruf ist herausfordernd und gleichzeitig unglaublich bereichernd, da Hebammen eine wichtige Rolle im Leben vieler Menschen spielen.

 

2. Der klassische Ausbildungsweg in Österreich

Ausbildung an Fachhochschulen (FH)

Die Hebammenausbildung in Österreich wird ausschließlich an Fachhochschulen (FH) angeboten, seit das Hebammenwesen auf ein akademisches Niveau gehoben wurde. Absolvent*innen erhalten den Bachelor of Science in Health Studies (BSc).

 

Eckdaten der Ausbildung:

  • Dauer: 6 Semester (3 Jahre).
  • Praxisanteil: Rund 50 % in verschiedenen Einrichtungen (Krankenhäuser, Geburtshäuser usw.).
  • Theorie: Themen wie Geburtshilfe, Medizin, Psychologie und Sozialwissenschaften.
Fachhochschule Standort
FH Campus Wien Wien
FH Joanneum Graz
FH Gesundheitsberufe OÖ Linz, Steyr
UMIT Tirol Hall in Tirol

Die Bewerbungen erfolgen über Aufnahmeverfahren, die meist Prüfungen und Vorstellungsgespräche umfassen.

 

Studiengebühren und Kosten

Die erfreuliche Nachricht für EU-Bürger*innen ist, dass an vielen Fachhochschulen keine Studiengebühren erhoben werden. Allerdings können folgende Kosten anfallen:

  • Lebenshaltungskosten: 800–1.200 Euro/Monat je nach Studienort.
  • Prüfungsgebühren: Wenn zusätzliche Tests oder Vorbereitungsprogramme absolviert werden.

 

Doch wie steht es um den Zugang zur Ausbildung ohne Matura?

 

3. Wege zur Hebammenausbildung ohne Matura

Auch wer die klassische Hochschulreife nicht vorweisen kann, hat in Österreich Chancen. Es gibt mehrere alternative Zugangswege:

3.1 Berufsreifeprüfung

Die Berufsreifeprüfung gilt als anerkannter „zweiter Bildungsweg“. Mit ihr wird die Studienberechtigung für alle Fachrichtungen erworben.

Details:

  • Prüfungsinhalte: Deutsch, Mathematik, eine Fremdsprache und ein berufsbezogenes Fach.
  • Voraussetzungen: Abgeschlossene Berufsausbildung oder einschlägige berufliche Tätigkeit.
  • Dauer: Meist 1–2 Jahre (berufsbegleitend möglich).
  • Kosten: Rund 1.000–2.500 Euro je nach Kurs und Anbieter.

 

Diese Prüfungen können bei diversen Bildungsanbietern und Abendschulen absolviert werden.

 

3.2 Studienberechtigungsprüfung

Die Studienberechtigungsprüfung ermöglicht den Zugang zu einer spezifischen Fachrichtung.

Fakten:

  • Fächer: Themen wie Biologie, Chemie und fachspezifische Inhalte.
  • Zugang: Nur Hebammen-Studiengänge oder ähnliche Studien möglich.
  • Vorbereitungszeit: 6 Monate bis 1 Jahr.
Merkmale Berufsreifeprüfung Studienberechtigungsprüfung
Allgemeine Studienzulassung Ja Nein (nur fachspezifisch)
Vorbereitung 1–2 Jahre 6–12 Monate
Kosten Höher Günstiger

 

3.3 Berufserfahrung im Gesundheitswesen

Viele Fachhochschulen berücksichtigen bei Studienbewerbungen auch Berufserfahrung.

Voraussetzungen:

  • Mindestens 5 Jahre Erfahrung im Gesundheits- oder Sozialbereich.
  • Teilnahme am regulären Aufnahmeverfahren (Tests und Interviews).

 

Gerade für Pflegekräfte oder andere Berufstätige, die bereits im sozialen oder medizinischen Umfeld tätig sind, kann dies eine interessante Option sein.

 

Praktischer Ratschlag

Interessierte ohne Matura sollten sich im Vorfeld direkt an die jeweilige Fachhochschule wenden, um detaillierte Informationen über alternative Anforderungen zu erfragen.

 

4. Vorteile des Studiums in Österreich

Logistische und finanzielle Aspekte

  • Keine Studiengebühren: Für EU-Bürger*innen ist dies an staatlichen FHs meist der Regelfall.
  • EU-weite Anerkennung: Der Bachelor ist europaweit anerkannt und erleichtert den Berufseinstieg über Landesgrenzen hinweg.

 

Hoher Praxisbezug

Der hohe Anteil an praxisorientierten Lehrinhalten bietet eine optimale Vorbereitung auf den späteren Berufsalltag.

 

Fördersystem und Unterstützungsprogramme

  • Förderungen wie das österreichische Studienbeihilfensystem erleichtern die Finanzierung.
  • Erweiterte Unterstützung durch Bildungsinitiativen auf regionaler Ebene.

Mit einer sorgfältigen Planung wird ein Studium in Österreich für Interessierte aus verschiedensten Lebenssituationen zugänglicher.

 

5. Berufliche Aussichten und Karrierechancen

Die Nachfrage nach Hebammen ist hoch – eine gute Nachricht für Berufsanfänger*innen.

Mögliche Arbeitsfelder:

  • Festanstellung in Geburtskliniken und Krankenhäusern.
  • Selbstständige Tätigkeit in Geburtshäusern oder Hausgeburten.
  • Beratung und Betreuung in der pränatalen oder postnatalen Phase.

 

Region Einstiegsgehalt brutto (monatlich)
Österreich 2.500–3.200 Euro
International/EU Abhängig von Ländern und Spezialisierung

 

Spezialisierungen und Weiterbildungen

Nach der Grundausbildung stehen weitere Spezialisierungsoptionen offen:

  • Stillberatung
  • Familienplanung
  • Notfallgeburtshilfe

 

Eine gute Hebammenausbildung legt den Grundstein für eine flexible und erfüllende berufliche Laufbahn.

 

6. Fazit

Die Hebammenausbildung in Österreich bietet auch für Bewerber*innen ohne Matura realistische Einstiegsmöglichkeiten. Verschiedene Wege wie die Berufsreife- oder Studienberechtigungsprüfung ebnen den Zugang zur Studienwelt. Es ist wichtig, sich frühzeitig zu informieren und nötige Schritte systematisch zu planen.

Handlungsempfehlungen:

  1. Kontaktiere Fachhochschulen: Direkte Informationen zu Zulassungsvoraussetzungen sind essenziell.
  2. Informiere dich über Fördermöglichkeiten: Finanzielle Unterstützung könnte den Weg erleichtern.
  3. Plane Vorbereitungen: Praktika oder Qualifizierungsmaßnahmen steigern die Chancen.

 

Mit dem nötigen Engagement kannst du auch ohne Matura eine erfüllende Karriere als Hebamme starten!

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