Hebammen nehmen in der Gesundheitsfürsorge nach wie vor eine Schlüsselrolle ein. Mit ihren medizinischen Leistungen rund um die Geburt sind sie sowohl in Krankenhäusern als auch niedergelassen tätig. Doch wie genau sieht ihr Arbeitsalltag aus und welche Wege führen in Österreich zum Beruf der Hebamme?
Inhalt
Was macht eine Hebamme eigentlich?
Die Geburt bildet das Zentrum des Berufs der Hebamme; doch in der Praxis gibt es weitaus mehr zu tun, als bloß Geburten zu begleiten. Fachgebiet der Hebammen ist vielmehr der gesamte Prozess vom Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit. Dementsprechend gehören zum Berufsfeld nicht nur die praktischen Tätigkeiten während der Geburt, sondern auch Beratungen von Eltern sowie die Untersuchung neugeborener Kinder. Vom Schwangerschaftsvorbereitungskurs über die Geburtsbegleitung bis hin zu Hausbesuchen im Wochenbett fallen daher viele unterschiedliche Aufgaben an, für die Hebammen ausgebildet werden.
Diese Vielfalt der Aufgaben ermöglicht auch eine durchaus unterschiedliche Ausgestaltung der praktischen Berufstätigkeit. Während Hebammen, die in Krankenhäusern arbeiten, tatsächlich vor allem den direkten Geburtsprozess fachkundig begleiten, anleiten und beaufsichtigen, übernehmen Hebammen im niedergelassenen Bereich ein größeres Aufgabenspektrum, das alle denkbaren Tätigkeiten des Berufs umfassen kann. Daneben gibt es auch Hebammen, die sich im ambulanten Bereich auf einige spezielle Tätigkeiten spezialisiert haben, etwa auf Geburtsvorbereitungs- oder Elternkurse. Im Krankenhaus besteht darüber hinaus die Möglichkeit einer Tätigkeit auf der Wochenstation. Hier verbringen neugeborene Kinder die ersten Tage mit ihren Müttern. Hebammen arbeiten hier beratend und begleitend – sie helfen etwa beim Stillen, beantworten Fragen und unterstützen insgesamt bei der Versorgung des neugeborenen Kindes.
Für wen ist diese Ausbildung geeignet?
Der Beruf der Hebamme ist nicht nur mit fachlichen, sondern auch mit persönlichen Voraussetzungen verbunden: Hebammen übernehmen eine enorme Verantwortung und tragen auch mit ihrer Kommunikation und ihrem Auftreten maßgeblich zu einer gelungenen Geburt bei. Aus diesem Grund werden von angehenden Hebammen in aller Regel die folgenden persönlichen Kompetenzen gefordert:
- Verantwortungsbewusstsein
- Empathie
- Kommunikationsfähigkeit
- Reflexionsfähigkeit
- psychische und physische Belastbarkeit
- Teamfähigkeit
Neben diesen allgemeinen Voraussetzungen werden auch fachspezifische Interessen vorausgesetzt:
- naturwissenschaftliches Interesse
- Interesse an gesundheitsbezogenen und medizinischen Themen
- Interesse an psychosozialen Themen
- Interesse an der engen Arbeit mit Schwangeren und Neugeborenen
Formal vorausgesetzt werden darüber hinaus folgende Dinge:
- Matura, Berufsreifeprüfung, Abitur o. ä.
- alternativ: Studienberechtigungsprüfung im Profil naturwissenschaftliche Studien mit den Pflichtfächern Deutsch, Englisch 2, Mathematik 2, Biologie 1 und Wahlfach
- alternativ: deutsche Fachhochschulreife im Bereich Soziales
- alternativ: einschlägige berufliche Qualifikation sowie Berufserfahrung (Diplom im Gesundheits- und Krankenpflegefachdienst oder Kinderkrankenpflegediplom, zweijährige Berufserfahrung und Zusatzprüfung Englisch II)
- in den meisten Fällen: nachgewiesene Immunität gegen Masern, Mumps, Röteln, Varizellen und Hepatitis B
Wie viel verdienen Hebammen in Österreich?
Immer wieder geraten die Gesundheitsberufe aufgrund schlechter Bezahlung in den öffentlichen Fokus. Es verwundert daher kaum, dass Sie sich vor dem Beginn einer entsprechenden Ausbildung über die Verdiensterwartungen informieren möchten – schließlich soll der Job einmal ein gutes Leben finanzieren können. Im Jahr 2018 lag das durchschnittliche Einstiegsmonatsgehalt laut Pflegenetzwerk Lazarus zwischen 1.969 Euro brutto im Burgenland und 2.838 Euro brutto in Niederösterreich. Im Bundesschnitt lag es bei rund 2.532 Euro brutto. Mit der Berufserfahrung steigt auch das Gehalt.
Inhalte, Dauer und Struktur der Ausbildung
Hebammen werden in Österreich ausschließlich im Rahmen von FH-Studiengängen ausgebildet. Ein solches Studium schließt mit dem akademischen Grad Bachelor of Science ab und dauert in der Regel sechs Semester. Wesentlicher Bestandteil des Studiums sind dabei neben Lehrveranstaltungen mehrere Berufspraktika, die in aller Regel sowohl auf verschiedenen Stationen angebundener Krankenhäuser als auch im ambulanten Bereich durchgeführt werden. So soll sichergestellt werden, dass die angehenden Hebammen bestmöglich auf die unterschiedlichen Aufgaben des Berufs vorbereitet werden.
Kerninhalt des Studiums ist die Schwangerschaftsphysiologie mit allen zugehörigen Themenfeldern: Hebammen sind die Spezialistinnen und Spezialisten für die physiologische, also die komplikationsfrei verlaufende Geburt. Entsprechend ist das gesamte Studium auf diesen Themenkomplex ausgerichtet. Daneben werden auch die weiteren für den Beruf nötigen Kompetenzen erworben. Auf dem Lehrplan stehen daher etwa folgende Themen:
- Anatomie und Physiologie
- Gynäkologie und Geburtsmedizin
- Schwangerschaftsphysiologie und Geburt
- Psychosoziale Entwicklung
- Pharmakologie
- Neonatologie
- Beratung
- Postpartale Versorgung
Darüber hinaus erfolgt im Rahmen des Studiums eine Einführung in das wissenschaftlich-evidenzbasierte Arbeiten. Das dient der Professionalisierung der Hebammenkunde sowie dem Erwerb der Fähigkeit, die eigene Berufstätigkeit vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Erkenntnisse kritisch zu reflektieren. Ferner wird so die Basis für eine kontinuierliche Weiterbildung geschaffen, indem die angehenden Hebammen in die Lage versetzt werden, wissenschaftliche Publikationen kritisch zu rezipieren und so eigenständig die neuesten Entwicklungen auf ihrem Fachgebiet zu verfolgen.
Beachtet werden sollte hierbei, dass das Curriculum sich von FH zu FH mitunter leicht unterscheidet. Einige Studiengänge vermitteln etwa auch soziologische Inhalte rund um die Geburt, während andere einen stärker medizinischen Fokus setzen und etwa auch pädiatrische Inhalte vermitteln.
Das Ausbildungsangebot in Österreich
In Österreich bieten drei Fachhochschulen die Ausbildung zur Hebamme an. Beachtet werden muss hierbei, dass die Studiengänge nicht an jeder FH in jedem Jahr starten. Angeboten wird die Hebammenausbildung von folgenden Einrichtungen:
- FH Campus Wien: In Wien gibt es 30 Studienplätze und das Studium startet einmal jährlich. Es handelt sich um die größte FH in Österreich; der Hauptcampus liegt im Stadtteil Favoriten.
- FH Johanneum Graz: Die FH Johanneum bietet die Hebammenausbildung am Standort Graz an. Sie startet alle zwei Jahre mit zwanzig Teilnehmenden.
- FH Gesundheit Tirol: Die FH Gesundheit Tirol bietet am Standort Innsbruck alle zwei Jahre 25 Studienplätze an.
- FH Kärnten: Die FH Kärnten bietet die Hebammenausbildung am Standort Klagenfurt an. Sie startet einmal im Jahr und bietet 22 Studienplätze.
- FH Krems: In Krems startet einmal jährlich ein Hebammenstudiengang. Aufgenommen werden jeweils zwanzig Personen.
- FH Oberösterreich: Die Ausbildung zur Hebamme in Oberösterreich findet am Standort der Linz der FH Oberösterreich teil. Der dortige Studiengang startet einmal jährlich.
- FH Salzburg: Die FH Salzburg bietet alle drei Jahre ein Hebammenstudium an.
Hebamme werden per Fernstudium?
Die Möglichkeit, in Österreich per Fernstudium Hebamme zu werden, besteht hingegen nicht. Alle Studiengänge sind als Präsenzstudien organisiert. Verständlich wird das vor dem Hintergrund der beruflichen Anforderungen: Der Beruf der Hebamme lebt vom Kontakt mit Schwangeren und ist in seiner gesamten Ausrichtung zutiefst praktisch angelegt. Hebammen sind Spezialistinnen und Spezialisten für die Geburt, die sie in komplikationslosen Fällen eigenständig leiten dürfen. Im digitalen Bereich sind die dafür nötigen Kompetenzen weder erlern- noch anwendbar, sodass die Möglichkeit der Ausbildung via Fernstudium nicht gegeben ist.
Betont wird dieser praktische Aspekt des Studiums auch von den anbietenden Fachhochschulen selbst: Sie alle kooperieren mit Krankenhäusern, in denen die Studierenden von Beginn an in die Berufspraxis eingeführt werden. Die Beobachtung der Tätigkeit bereits ausgebildeter Hebammen ist dabei ebenso Bestandteil des eigenen Studiums wie die zunehmende Übernahme eigener Verantwortung im Geburtsprozess und der sich daran anschließenden Versorgung.
Daran erkennen Sie, ob der Ausbildungsanbieter zu Ihnen passt
Es ist sehr empfehlenswert, vor Beginn des Studiums die Curricula der verschiedenen Fachhochschulen durchzusehen. Obwohl alle auf die Berufstätigkeit der Hebamme vorbereiten und sich somit auf die Geburtsvorbereitung und -durchführung konzentrieren, gibt es im Detail einige Unterschiede. So bietet die FH Campus Wien etwa auch soziologische und vergleichsweise viele pharmakologische Lehrveranstaltungen rund um die Geburt an, während die FH Salzburg ihr Studium streng naturwissenschaftlich ausrichtet. Die FH Krems wiederum bietet besonders viele psychosoziale Inhalte an.