Jede/r sollte sie kennen: Die österreichweite Rettungsdienst-Notrufnummer 144 und den Euro-Notruf 112. Ob via Krankenwagen oder Rettungshubschrauber kommt dann im medizinischen Bedarfsfall schnelle Hilfe – auch von Notfallsanitäter/innen.
Sie sind die höchstqualifizierten, nichtakademischen Fachkräfte und retten Leben, bevor die Ärzt/innen am Ort sind: sei es durch Herzmassage, künstliche Beatmung oder die Stillung von Blutungen. Wer die Umschulung zum/zur Notfallsanitäter/in anstrebt, muss in Österreich bereits Rettungssanitäter sein. Auch Notfallsanitäter/innen aus Deutschland, der Schweiz und anderen Ländern müssen ihre Ausbildung anerkennen lassen und sich gegebenenfalls nachschulen.
Inhalt
Das Berufsbild des Unfallsanitäters / der Unfallsanitäterin
Notfallsanitäter/innen nach dem österreichischen Sanitätergesetz (SanG) sind speziell für den Notfallrettungs- und Notarztdienst ausgebildet. Im Unterschied zu „einfachen“ Rettungssanitäter/innen betreuen sie nicht nur die Patient/innen während ihres Transport. Sie helfen auch in Akutsituationen und führen lebensrettende Sofortmaßnahmen durch.
Notfallsanitäter/innen haben folgende erweiterte Kompetenzen:
- Die Gabe von Medikamenten gemäß Arzneimittelliste 1 (https://rb.gy/lpb3ns )
- Die Anwendung erlernter Notfallkompetenzen, die der „Abwehr einer Gefahr für Leben und Gesundheit des Patienten“ dienen.
Dabei unterscheidet man zwischen den
- Kompetenzen NKA (Gabe von Arzneimitteln der Arzneimittelliste 2 wie Diazepam, Glucose, Adrenalin und intravenöse Vollelektrolytlösungen)
- NKV (Venenzugang und Infusion) und
- NKI (Einführung von Beatmungsschläuchen in die Luftröhre ohne Muskelrelaxans)
Im Verhältnis zur „alten“ Rettungsassistenz hat sich durch das Sanitätergesetz (SanG) von 2002 einiges getan: Notfallsanitäter/innen obliegen nicht mehr wie andere Rettungskräfte der Weisungspflicht durch einen anwesenden Notarzt gemäß § 34 StGB, um lebensrettende, invasive Sofortmaßnahmen durchzuführen. Wenn der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes oder ein verantwortlicher Arzt ihnen weitere Maßnahmen übertragen, dürfen sie diese auch außerhalb akuter Gefahrensituationen anwenden.
Sämtliche Kompetenzen müssen abgestuft erworben und alle 2 Jahre aktualisiert werden. Einzelheiten der Notfallkompetenzen regeln die Träger wie das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK).
Berufsaussichten für Unfallsanitäter/innen
Der derzeitige Notärztemangel beweist aus Sicht des Bundesverbandes Rettungsdienst BVRD.at, dass die Aufwertung des Berufes des Unfallsanitäters / der Unfallsanitäter/in unverzichtbar ist. Denn in Österreich gilt für Notärzte nach wie vor nur eine 60-stündige Zusatzausbildung, die den Anforderungen des notärztlichen Alltags aus Sicht des BVRD.at nicht gerecht wird.
Der Verband steht, ebenso wie die Krankenhäuser und die Rettungsdienste, hinter der Reform der Notfallrettung. Denn viele Menschenleben können durch die sachgerechte präklinische Versorgung gerettet werden. Arzteinsätze werden vermieden und der Aufenthalt in Krankenhäusern verkürzt bzw. erleichtert.
Die Umschulung zum/zur Notfallsanitäter/in: Dauer und Inhalte
Wer sich in Österreich zum Notfallsanitäter/ zur Notfallsanitäterin qualifizieren will, durchläuft zunächst Modul 1 der Ausbildung: die Umschulung zum staatlich anerkannten Rettungssanitäter. Sie umfasst 260 Stunden: 100 Stunden Theorie sowie ein 160-stündiges Praktikum auf Rettungsfahrzeugen. Rettungssanitäter/innen, die nicht ehrenamtlich, sondern hauptberuflich tätig sind, müssen außerdem ein 40stündiges Berufsmodul absolvieren.
Das Modul 2 Notfallsanitäter/in umfasst weitere 160 Stunden Theorie sowie 320 Stunden Praxis, bestehend aus 40 – 120 Stunden Krankenhauspraktika und 280 Stunden Praktika auf dem Notarzt-Einsatzwagen. Ebenso wie die Rettungssanitäter-Ausbildung schließt es mit einer theoretischen und praktischen Prüfung ab.
Die Ausbildung umfasst folgende Fächer:
- Hygiene
- Anatomie und Physiologie
- Notfallmedizin
- Rettungswesen
- Einsatztaktik
- Gerätelehre und Sanitätstechnik
- Arzneimittellehre
- Katastrophen, Großschadensereignisse und Gefahrgutunfälle
- angewandte Psychologie / Stressbewältigung sowie
- berufsspezifische rechtliche Grundlagen.
Anschließend können Zusatzmodule erworben werden, um zusätzliche Berechtigungen zu erlangen:
- das Modul „Arzneimittellehre“ (40 Stunden Theorie)
- das Modul „Venenzugang und Infusion (10 Stunden Theorie und ein 40-stündiges Praktikum in einer Krankenanstalt ) und
- das Modul „Beatmung und Intubation“ (110 Stunden). Es setzt die Absolvierung des Moduls „Venenzugang und Infusion“ voraus, außerdem den Nachweis von 500 Einsatzstunden. Das Modul umfasst 30 Stunden Theorie und ein 80-stündiges Intensivpraktikum in einer Krankenanstalt.
Weitere Spezialisierungen sind möglich, z. B. als/in:
- Einsatzfahrer/in,
- PreHospital Trauma Life Support (PHTLS)
- Advanced Medical Life Support (AMLS) – Versorgung von internistischen und neurologischen Notfällen
- Emergency Pediatric Care (EPC) – Behandlung kranker und verletzter Kinder
- Geriatric Education for Emergency Medical Service (GEMS) – Versorgung älterer Patient/innen.
Rettungs- und Notfallsanitäter/innen sind verpflichtet, sich zur Vertiefung und Aktualisierung ihrer Kenntnisse und Fertigkeiten alle 2 Jahre über mindestens 16 Stunden fortzubilden.
Für wen eignet sich die Notfallsanitäter-Umschulung und was verlangt sie?
Voraussetzungen für die Ausbildung zum/zur Notfallsanitäter/in sind die Berechtigung zur hauptamtlichen Tätigkeit als Rettungssanitäter/in, eine Bestätigung über 160 Einsatzstunden, eine Eignungsempfehlung und ein positiver Eingangstest.
Empathie mit Menschen jedes Alters ist eine Grundvoraussetzung. Zudem sind ein polizeiliches Führungszeugnis und ein C-Führerschein Bedingung.
Die Kosten der Umschulung und Finanzierungsmöglichkeiten
Die Ausbildungskosten für die Fortbildung zum/zur Notfallsanitäter/in betragen, je nach Anbieter, zwischen 2.000,– und 2.500,– Euro. Das Bundesministerium für Bildung informiert über geeignete Förderwege: https://erwachsenenbildung.at/bildungsinfo/kursfoerderung/.
Wer sich für die freiwillige Mitarbeit bei einer Rettungsorganisation verpflichtet, erhält die Rettungssanitäter-Ausbildung kostenfrei bzw. bekommt die Kosten rückerstattet. Auch der Zivildienst bzw. das Freiwillige Soziale Jahr finanzieren die Ausbildung.
Das Bundesheer zahlt während der Ausbildung zum Notfallsanitäter, je nach Ausbildungsjahr, zwischen 1.000,– und 2.000,– Euro Vergütung.
Tipps zum Beruf
Wenn Sie sich im Notrettungsdienst befinden, ist Teamarbeit das A und O. Schon bei den Freiwilligen liegt der Focus auf gemeinsamen Aktivitäten, auch über den Dienst hinaus. Wer den Belastungen der Notfallrettung standhalten will, sollte sich dem nicht verschließen. Eine gute Work-Life-Balance ist ebenfalls wichtig angesichts des hohen Einsatzpensums mit Schicht- und Wochenenddiensten.
Auch eine Mitgliedschaft im Rettungskräfte-Verband BVRD.at ist vorteilhaft. Sie erhalten nicht nur seine Fachzeitschrift „Emergency“. Der Verband bietet auch Fachgespräche und vergünstigte Pflichtfortbildungen an .
Anbieter der Unfallsanitäter/innen-Ausbildung
In Österreich werden Rettungs- und Notfallsanitäter/innen nicht privat, sondern ausschließlich von den Hilfsorganisationen, dem Bundesheer und der Wiener Berufsrettung ausgebildet.
Zur Liste aktueller Ausbildungsangebote für Notfallsanitäter/innen gelangen Sie im Google, wenn Sie die Suchworte „Notfallsanitäter Ausbildung Österreich“ eingeben.
Eine nach Bundesländern und Ausbildungsstandorten gegliederte Anbieterliste finden Sie beim AMS-Ausbildungskompass.
Über die Ausbildungseinrichtungen der einzelnen Wiener Bezirke informiert Sie die Stadt Wien.
Die Ausbildung zum/zur Unfallsanitäter/in im Fernstudium
Unfallsanitäter/in werden im Fernstudium? Auch dies ist möglich, allerdings nur als Weiterbildungsstudium für Gesundheits- und Krankenpfleger/innen. Das 1-semestrige Studium „Präklinische Versorgung und Pflege“ an der FH St. Pölten an kombiniert das Selbstlernstudium mit der theoretischen und praktischen Ausbildung zum Rettungs- und Notfallsanitäter. Es setzt den B.A. Gesundheits- und KrankenpflegePLUS voraus.
Fortbildungsmöglichkeiten für Unfallsanitäter/innen im Fernstudium
Als Fortbildungsstudiengänge für Unfallsanitäter/innen bieten sich folgende Hybrid-Studienangebote an:
- das B.A.-Studium Management im Gesundheits-, Sozial- und Rettungswesen (TH Deggendorf)
- das B.A.-Studium Pädagogik im Rettungswesen (TH Deggendorf)
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