Umschulung aufgrund einer Erkrankung

 

Rechtliche Rahmenbedingungen

• Arbeitsrechtlicher Schutz: Arbeitnehmer, die aufgrund einer Krankheit nicht mehr in ihrem bisherigen Beruf arbeiten können, sind durch das österreichische Arbeitsrecht geschützt. Arbeitgeber müssen beispielsweise bei einer beruflichen Rehabilitation mitwirken und können zu Anpassungen des Arbeitsplatzes verpflichtet werden.

• Invaliditätspension: Bei dauerhafter Berufsunfähigkeit besteht unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf eine Invaliditätspension. Diese kann beantragt werden, wenn die gesundheitliche Beeinträchtigung eine Weiterführung der bisherigen Tätigkeit unmöglich macht.

• Rehabilitation und Prävention: Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) und die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) bieten Programme zur beruflichen Rehabilitation und Prävention an. Diese Programme zielen darauf ab, Betroffene wieder in den Arbeitsprozess zu integrieren.

 

Fördermöglichkeiten

• AMS-Förderungen: Das Arbeitsmarktservice Österreich (AMS) bietet zahlreiche Förderprogramme an, um Umschulungsmaßnahmen zu unterstützen. Dazu gehören unter anderem Kurskostenübernahmen und finanzielle Unterstützung während der Umschulungszeit.

• Rehabilitationsgeld: Falls eine Rückkehr in den alten Beruf nicht möglich ist, kann das Rehabilitationsgeld als finanzielle Unterstützung in Anspruch genommen werden. Es wird von der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) bereitgestellt.

• Bildungskarenz und Bildungsteilzeit: Arbeitnehmer können Bildungskarenz oder Bildungsteilzeit in Anspruch nehmen, um sich weiterzubilden oder umzuschulen. Während dieser Zeit wird das Weiterbildungsgeld von der ÖGK bezahlt.

 

Spezifische Umschulungsprogramme

• Berufliche Rehabilitation durch das BBRZ: Das Berufliche Bildungs- und Rehabilitationszentrum (BBRZ) bietet maßgeschneiderte Programme zur beruflichen Neuorientierung an. Diese Programme sind speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen zugeschnitten.

• Integrative Berufsausbildung: Für Menschen mit besonderen Bedürfnissen gibt es die Möglichkeit einer integrativen Berufsausbildung. Diese Ausbildung ist individuell anpassbar und bietet flexible Lösungen für den Wiedereinstieg ins Berufsleben.

• WIFI und BFI Kurse: Die Wirtschaftsförderungsinstitute (WIFI) und das Berufsförderungsinstitut (BFI) bieten eine Vielzahl von Kursen und Umschulungsprogrammen, die durch das AMS gefördert werden können. Hierbei handelt es sich um praxisnahe und berufsorientierte Weiterbildungsmöglichkeiten.

 

Umschulungen bei bestimmten Erkrankungen

Um den Prozess der Umschulung aufgrund einer Erkrankung besser zu veranschaulichen, sind hier einige häufige Erkrankungen und passende Umschulungswege aufgeführt:

Häufige Erkrankungen und passende Umschulungen

• Chronische Rückenschmerzen:

  • Herausforderung: Körperlich belastende Tätigkeiten sind oft nicht mehr möglich.
  • Umschulungsmöglichkeiten: Umschulung zum/zur Bürokaufmann/-frau oder in den Bereich der Verwaltung, wo körperliche Belastungen minimiert werden können. Auch Berufe im Bereich IT, wie z.B. Softwareentwickler, können passend sein.

 

• Karpaltunnelsyndrom:

  • Herausforderung: Tätigkeiten, die repetitive Handbewegungen erfordern, müssen vermieden werden.
  • Umschulungsmöglichkeiten: Umschulungen in kreative Berufe wie Grafikdesign oder Fotografie, die oft stärker auf kreative Problemlösungen und weniger auf repetitive Bewegungen angewiesen sind.

 

• Burnout oder psychische Erkrankungen:

  • Herausforderung: Stressreiche Umgebungen und hohe Arbeitsanforderungen sind problematisch.
  • Umschulungsmöglichkeiten: Berufe, die ein ruhigeres Umfeld bieten, wie Bibliothekar/in oder in der Natur- und Umweltpädagogik, können geeignete Alternativen sein. Auch Berufe im Bereich Coaching oder Beratung bieten eine neue Perspektive, indem sie die eigenen Erfahrungen nutzen.

 

• Hörverlust:

  • Herausforderung: Tätigkeiten, die stark auf Hörfähigkeit angewiesen sind, müssen vermieden werden.
  • Umschulungsmöglichkeiten: Umschulungen in den Bereich der Bildbearbeitung oder zum/zur Technischen Zeichner/in, wo visuelle Fähigkeiten im Vordergrund stehen.

 

• Asthma oder andere Atemwegserkrankungen:

  • Herausforderung: Arbeiten in staubigen oder chemisch belasteten Umgebungen sind problematisch.
  • Umschulungsmöglichkeiten: Berufe im Bereich der Buchhaltung oder im Finanzsektor, wo saubere und kontrollierte Innenräume gegeben sind.

 

Bedeutung der Umschulungen

Diese Umschulungen helfen den Betroffenen, sich beruflich neu zu orientieren, indem sie Fähigkeiten in Bereichen entwickeln, die ihren gesundheitlichen Einschränkungen Rechnung tragen. Sie ermöglichen den Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt und unterstützen die Betroffenen dabei, ein erfülltes Berufsleben zu führen. Die Wahl der richtigen Umschulung kann langfristig die Lebensqualität und berufliche Zufriedenheit verbessern.

 

Nützliche Links

• AMS Förderungen
• Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK)
• Pensionsversicherungsanstalt (PVA)
• Berufliches Bildungs- und Rehabilitationszentrum (BBRZ)

 

Die berufliche Umschulung aufgrund einer Erkrankung kann herausfordernd sein, bietet jedoch auch die Chance auf einen Neuanfang. Mit den richtigen Informationen und Unterstützungen können Betroffene erfolgreich in einen neuen Beruf starten. Es lohnt sich, die verschiedenen Programme und Fördermöglichkeiten zu prüfen, um die bestmögliche Unterstützung zu erhalten.